Laktat – Die Besessenheit der Ingebrigtsens:
Die Familie Ingebrigtsen hat im letzten Jahrzehnt die europäische Tartanbahn dominiert: Angefangen im Jahr 2012, als der älteste Bruder Henrik über 1.500m Europameister wurde, über 2016 als der zweitälteste Bruder Filip es ihm nachmachte, bis heute, wo der jüngste Bruder Jakob nicht nur die europäische Konkurrenz, sondern auch die Weltelite hinter sich lässt. All dieser Erfolg wurde unter der Anleitung ihres Trainers (und Vaters) Gjert erzielt, einem „Besessenen“ des Trainings, der Analyse, aber vor allem einer Maßnahme: die Messung der Laktatkonzentration im Blut. Gjert bringt zu fast allen Schlüsseleinheiten ein Laktatmessgerät mit, mit Hilfe dessen sie die Geschwindigkeit der Tempoläufe regulieren und vor Ort anpassen können. Dieses Maß an fast obsessiver Kontrolle ist vielleicht für einen Hobbysportler wie dich oder mich etwas Undurchführbares und Unnötiges. Aber lohnt es sich für einen Hobbysportler, wenigstens ab und zu einen Laktattest durchzuführen?
Als der schwedische Chemiker Jöns Jacob Berzelius 1808 entdeckte, dass die Muskeln eines Menschen Milchsäure (in ihrer ionisierten Form „Laktat“) erzeugen, hätte er sicherlich nie gedacht, dass seine Messung mal etwas Grundlegendes für die Leistung eines Athleten sein würde. Mehr als ein Jahrhundert verging, und erst 1959 sprach Hollman vom „optimalen Punkt der Atemeffizienz“, 1964 veröffentlichte Wasserman erstmals den Begriff „anaerobe Schwelle“ und 1970 setzte Mader einen Wert für diese Schwelle fest (4 Milimol Laktat pro Liter Blut). Von da an gab es Tausende und Abertausende von Studien, Diskussionen und Interpretationen, die bis heute andauern. Gibt es diese Schwelle wirklich? Ist sie für alle gleich oder sollten wir über die individuelle anaerobe Schwelle sprechen? Wie kann ich sie richtig verwenden, um meine Leistung zu verbessern?
Laktatmessung
Von Zeit zu Zeit auf Laktat getestet zu werden, hat zwei grundlegende Vorteile:
- Kenntnisse der Trainingsbereiche:
Zu wissen, wann der Körper überwiegend anaerob (Laktat erzeugend), aerob (ohne erhöhte Konzentration von Laktat, begünstigt die Fettverbrennung) oder in einer gemischten Zone arbeitet, in der sich auch der sogenannte „Steady State“ befindet, ist sehr wichtig für die Planung eines qualitativ hochwertigen Trainings und wenn es darum geht, das optimale Lauftempo zu bestimmen.
Unabhängig vom verwendeten Modell, ergeben sich bei einem Laktattest 3 Zonen, die durch zwei grundlegende Punkte getrennt sind; die aerobe Schwelle (viele Trainer nennen es auch die Laktatschwelle) und die anaerobe Schwelle. Wie in der Grafik zu sehen ist, bleiben in der ersten Phase, solange die Anstrengung noch nicht sehr groß ist, die Laktatwerte mehr oder weniger konstant, normalerweise zwischen 0,8 und 2 mmol / l. Nimmt die Anstrengung zu, kommt es zu einem Punkt (der aeroben Schwelle), an dem der Muskel beginnt, mehr Laktat zu erzeugen. Der Körper ist jedoch in der Lage, das angefallene Laktat abzubauen, bis er den kritischen Punkt (die anaerobe Schwelle) erreicht. Oberhalb dieser Schwelle beginnt der Körper, verstärkt, Laktat zu bilden und ist nicht mehr in der Lage, das gesamte Laktat abzubauen – der Muskel übersäuert.
- Fortschrittsüberwachung:
Wenn die Trainingsreize groß genug sind, werden im Laufe der Zeit physiologische Anpassungen auftreten, die messbar sind. In der Grafik ist zu sehen, wie der Athlet nach einer optimal geplanten Trainingsphase sein Leistungsvermögen erhöht hat, indem er seinen aeroben Zustand (Verschiebung der aeroben Schwelle – LT) und seine Widerstandsfähigkeit hei hohem Tempo (Verschiebung der anaeroben Schwelle IAS) verbessert hat.
Doch wie sehen nun diese Trainingsreize aus und wie kann ich sie optimal planen? Entweder, du kannst Norwegisch und möchtest wie die Brüder Ingebrigtsen trainieren – dann weißt du jetzt, an wen du dich wenden musst. Oder du folgst uns auf morecoaching.net , um mehr über optimale Trainingsplanung zu erfahren.